Transportminister Schnieder verliert: Dirk Rompf zieht Rückzug bei InfraGo

Transportminister Schnieder verliert: Dirk Rompf zieht Rückzug bei InfraGo

Als Dirk Rompf, ehemals Manager bei Deutsche Bahn AG und derzeit geschäftsführender Direktor der Strategieberatung Ifok, am Donnerstag, den 25. September 2025, seine Kandidatur für das Amt des CEOs der Infrastruktur‑Tochter InfraGo zurückzog, stand das ehrgeizige Umstrukturierungsprogramm von Patrick Schnieder, Bundesverkehrsminister (CDU), sofort auf dem Prüfstand. Die EVG‑Gewerkschaft hatte bereits Tage zuvor lautstark protestiert – ein Wendepunkt, der die Bedeutung der Gewerkschaftsmacht in der deutschen Eisenbahnszene erneut unterstreicht.

Hintergrund: Die angespannte Personalstrategie von Minister Schnieder

Am Montag, dem 22. September 2025, präsentierte Schnieder erstmals seine Vision einer "Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene". Kernpunkt: ein neuer Vorstand für die Deutsche Bahn, bestehend aus Evelyn Palla als Gesamtdirektorin und Dirk Rompf als Leiter von InfraGo. Schnieder argumentierte, dass frische Führungskräfte die seit Jahren schwächelnde Betriebswirtschaftlichkeit der DB – die mit rund 300 000 Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern Deutschlands zählt – wiederbeleben könnten.

Die geplante Personalmaßnahme stieß sofort auf Widerstand. Die EVG, die etwa 210 000 Eisenbahner*innen vertritt, warnte bereits am Montag davor, dass die Nominierung von Rompf einunvertretbarer Eingriff in die Tarifautonomie sei. "Wenn die Regierung die Besetzung von Schlüsselpositionen ohne Rücksprache entscheidet, gefährden wir die Interessen der Beschäftigten", sagte ein Sprecher der Union.

Der Kandidat Dirk Rompf und die heftige Gegenreaktion

Rompf, 58, verbrachte fast ein Vierteljahrhundert im DB‑Konzern, zuletzt als Leiter des Bereichs „Innovation & Digitale Systeme“. Seine bisherige Bilanz: 2018 war er maßgeblich an der Einführung des digitalen Stellwerkssystems beteiligt, das laut DB‑Report 2020 zu einer 5‑prozentigen Pünktlichkeitssteigerung führte. Trotzdem löste seine Kandidatur bei den Gewerkschaftsmitgliedern eine regelrechte Welle aus.

„Ich habe weder aus meiner Zeit bei der DB noch aus meiner jetzigen Tätigkeit bei Ifok etwas zu verantworten, das die EVG kritisieren könnte“, erklärte Rompf in einer Stellungnahme an die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Er dankte den Unterstützern und wünschte "Evelyn Palla und der Deutschen Bahn alles Gute".

Die Kritik der EVG konzentrierte sich vor allem auf Rompfs enge Verbindungen zu den Vorstandsmitgliedern, die in den letzten Jahren wiederholt gegen Tarifverhandlungen verstoßen hatten. "Wir sehen in seiner Nominierung einen Versuch, die Gewerkschaftsrechte zu umgehen", hieß es in einem offiziellen Schreiben der EVG vom 23. September 2025.

Entscheidung: Rompf zieht sich zurück, Nagl bleibt Chef von InfraGo

Am Nachmittag des 25. Septembers teilte Schnieder mit, dass Rompf seine Kandidatur zurückgezogen habe. "Ich bedaure seinen Schritt, danke ihm aber für die Bereitschaft, die herausfordernde Aufgabe bei InfraGo zu übernehmen", sagte Schnieder in einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt. Kurz darauf bestätigte die Deutsche Bahn, dass Philipp Nagl, der bisherige CEO von InfraGo und Österreicher mit über 30 Jahren Erfahrung im Schienen‑Infrastructure, das Amt weiterführen werde.

Nagl, 55, gilt als "universell respektierter" Manager, wie Dirk Flege von der Initiative "Allianz Pro Schiene" betonte. "Seine Fachkompetenz umfasst alles vom Oberleitungsbau bis zur Signaltechnik – ein Garant für Kontinuität", so Flege in einer Telefoninterview.

Die Entscheidung ließ den gesamten Personalpaket von Schnieder weitgehend intakt. Palla wurde bereits am Dienstag, dem 23. September, vom Aufsichtsrat der DB AG einstimmig zum Gesamtdirektor gewählt. Damit bleibt die geplante Reform, die unter anderem die Einführung eines Kunden‑orientierten Service-Score und die Reduktion von Betriebskosten um mindestens 2 Milliarden Euro bis 2028 vorsieht, auf Kurs.

Reaktionen aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaft

Im Bundestag äußerten mehrere Abgeordnete ihre Meinung. Die SPD‑Fraktion kritisierte die Regierungsstrategie als zu „personalpolitisch“ und forderte mehr Dialog mit den Betriebsräten. "Wir brauchen ein starkes Management, aber nicht auf Kosten der Arbeitnehmerrechte", sagte Bundestagsabgeordnete Claudia Meier (SPD).

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) begrüßte die Stabilisierung unter Nagl. "Ein erfahrener Infrastrukturexperte ist entscheidend, um die Investitionsziele von 40 Mrd. Euro bis 2027 zu erreichen", erklärte BDI‑Vorsitzender Karl-Heinz Müller.

Die EVG blieb jedoch skeptisch. In einem Tweet vom 26. September schrieb die Union: "Wir beobachten das weitere Vorgehen kritisch. Die Forderung nach transparenter Personalpolitik bleibt bestehen."

Transportexperte Dr. Martina Keller von der Hochschule für Verkehrswesen in Hannover kommentierte das Geschehen: "Der Rückzug von Rompf ist ein klares Signal, dass die Gewerkschaft nicht mehr bereit ist, stillschweigend Entscheidungen zu akzeptieren. Das wird zukünftige Nominierungsprozesse nachhaltig beeinflussen."

Blick nach vorn: Was bedeutet das für die DB‑Reform?

Die sofortige Folge ist, dass die geplante "Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene" nun ohne die zuvor angekündigte Personalveränderung weitergeführt wird. Schnieder betonte: "Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Evelyn Palla und Philipp Nagl die nächsten Schritte zu gehen."

Analysten sehen drei mögliche Szenarien: (1) Eine verstärkte Einbindung der EVG in zukünftige Personalentscheidungen, (2) Eine mögliche Neuaufstellung der Vorstandsstruktur, wenn weitere Kandidaten auf Widerstand stoßen, oder (3) Eine langfristige Stabilisierung unter Palla‑ und Nagl‑Führung, die das Vertrauen von Investoren zurückgewinnen könnte.

Für die Reisenden dürfte das Ergebnis zunächst kaum spürbar sein – die DB verspricht, die Fahrpläne und Ticketpreise unverändert zu halten. Langfristig könnte jedoch ein stärker integriertes Management zu einer Verbesserung der Pünktlichkeit führen – ein Ziel, das 2024 noch bei 77 % lag.

  • Datum der Rückzugsentscheidung: 25. September 2025
  • Betroffene Position: CEO von InfraGo
  • Neuer CEO von DB AG: Evelyn Palla
  • Weiterführender CEO von InfraGo: Philipp Nagl
  • EVG vertritt rund 210 000 Beschäftigte

Häufig gestellte Fragen

Wie beeinflusst Rompfs Rückzug die geplante DB‑Reform?

Der Rückzug verzögert nicht die Kernpunkte der Reform, weil die beiden übrigen Schlüsselpositionen – Evelyn Palla als CEO der DB und Philipp Nagl als InfraGo‑Chef – bestätigt wurden. Die Agenda läuft nun mit weniger personellen Hürden weiter, wobei die EVG künftig stärker in Personalfragen einbezogen werden dürfte.

Welche Rolle spielt die EVG bei den Personalentscheidungen der DB?

Die EVG vertritt etwa 210 000 Eisenbahner und hat seit den 1990er‑Jahren ein Mitbestimmungsrecht bei Vorstandsbesetzungen. Ihr ausdrücklicher Widerstand kann die Zustimmung des Aufsichtsrats verhindern, wie im Fall von Rompf deutlich wurde.

Was bedeutet die Fortsetzung von Philipp Nagls Führung für InfraGo?

Nagl bleibt damit die Kontinuitätsgarantie für InfraGo. Sein Fachwissen in Schieneninfrastruktur, besonders im Bereich Oberleitung und Signaltechnik, soll die geplanten Investitionen von 40 Mrd. Euro bis 2027 effizient umsetzen und die Betriebssicherheit erhöhen.

Wie bewerten Experten die Personalstrategie von Minister Schnieder?

Experten wie Dr. Martina Keller sehen die Strategie als ambitioniert, aber zu einseitig. Sie betont, dass eine stärkere Einbindung von Gewerkschaften und Betriebsräten künftig die Akzeptanz erhöhen und mögliche Blockaden verhindern könnte.

Welche nächsten Schritte sind für die Deutsche Bahn geplant?

Unter der Führung von Evelyn Palla sollen die Kunden‑Service‑Ziele, die Reduktion von Verspätungen und die Digitalisierung der Buchungssysteme vorangetrieben werden. Parallel dazu wird Philipp Nagl die Infrastrukturprojekte, besonders den Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes, koordinieren.